Sebastian Fitzek - SafeHouse
Schlechte Anleitung und insgesamt enttäuschend
Vorab: Ich bin ein leidenschaftlicher Fitzek Leser und freue mich darauf hoffentlich bald sein neustes Buch lesen zu dürfen. Ein Spiel, welches unter seinem Namen veröffentlicht wird, wirkte auf mich reizvoll und interessant. Ich war sehr gespannt darauf was mich erwartet. Natürlich war mir klar, dass es in erster Linie wahrscheinlich eine Art Marketing Coup ist. Trotzdem hatte ich gehofft, dass sein Anteil an dem Spiel größer ist als in einem Werbevideo zu sitzen und es einmal zu spielen. Ich habe natürlich keine Ahnung, inwiefern er drüber hinaus daran beteiligt war. Spüren kann ich von dieser Beteiligung leider nichts. Es wird noch gezielt damit geworben, dass man als Kenner "hier und da Hinweise und Details aus den Büchern im Spiel finden" wird. Diese "Details" beschränken sich scheinbar darauf, dass man z.B. aus den Büchern bekannte Namen auf die Chips der Opfer gedruckt hat. Das hat mir persönlich leider nicht geholfen, mich den Büchern näher zu fühlen. Da hätte auch irgendein anderer Name drauf stehen können.
Die Bewertung des Spiels fiel mir schwer, weil ich versucht habe alle für mich relevanten Sachen zu bedenken und es möglichst fair bewerten wollte. Die 2 Sterne sind keine "Frustbewertung", sondern setzen sich aus mehreren für mich wichtigen Faktoren zusammen und ich hoffe, dass ich es erklären und der Leser meine Beurteilung nachvollziehen kann, auch wenn er sie möglicherweise nicht teilt.
Fangen wir beim Offensichtlichen an. Wie bereits oben erwähnt wird mit dem Namen Fitzek geworben. Kann ich ein Spiel abstrafen, weil es meine Erwartungen in Bezug auf den Namensgeber nicht erfüllt? In diesem speziellen Fall finde ich, dass es ein Minus-Punkt ist. Wenn man den Namen weggelassen hätte, würde sich das Spiel wahrscheinlich bedeutend schlechter verkaufen. Man versucht also gezielt über den Namen Erwartungen zu schüren und diese werden aus meiner Sicht nicht erfüllt. Ich sehe keine Verbindung zu Herrn Fitzek, außer die Thematik selbst. Das was mich dabei enttäuscht ist vor allem, dass hier wahnsinnig viel möglich gewesen wäre. Dafür hätte das Spiel aber origineller sein und die Partnerschaft hätte über diese scheinbar reine Namens-Kooperation hinausgehen müssen. Sebastian Fitzek hat es bereits selbst vorgemacht, indem er unter Pseudonym "Die Blutschule" geschrieben und das dann clever in seinen dazu erschienenen Hauptroman "Das Joshua Profil" verarbeitet hat. Diese Idee gefiel mir sehr gut und hat mich noch tiefer ins Buch eintauchen lassen. Ich empfinde ihn als sehr kreativ und denke, dass es sicher viele spannende Möglichkeiten gegeben hätte dieses Spiel ebenfalls mit einem neuen Roman zu verbinden. Dann hätte man aber gezielt das Spiel zum Buch entwickeln müssen. Die Idee mit der Audio Datei ging doch schon in die richtige Richtung. Auch hierrüber hätte man deutlich mehr Stimmung erzeugen können. Ich erinnere mich an die tollen Motion Comic Videos zum Buch "Abgeschnitten". Die Kooperation hätte so viele Möglichkeiten geboten, dass man es im Brettspiel spürt. Rausgekommen ist, aus meiner Sicht, nicht viel mehr als der Name auf dem Spiel.
Spürbarer Einfluss vom Namensgeber: 1/5 Sternen
Das alles wäre nebensächlich gewesen, wenn das Spiel selbst, auch ohne den Namen, spannend wäre und gut funktionieren würde. Leider ist das nicht der Fall. Schon die Anleitung geht, aus meiner Sicht, völlig in die Hose.
Ich halte mich für nicht unbedingt ungebildet. Vielleicht nicht super schlau, aber eine normal geschriebene Anleitung sollte ich problemlos verstehen. Ich lese viel und Textverständnis ist in den seltensten Fällen mein Problem. Anfangs konnte ich die Kritik an der Anleitung auch nicht nachvollziehen. Es wurde alles erklärt und ich konnte das Spielbrett soweit "aufbauen". Irgendwann wollte ich dann aber mit dem Spiel anfangen und bemerkte, dass ich eigentlich immer noch nicht wusste, was ich eigentlich tun soll und wie das Spiel nun funktioniert. Wir haben in diesem Fall auch zu zweit die Anleitung studiert und nach einer Stunde entnervt aufgegeben. Der Wille war da. Wir haben sogar extra nur die Einsteigervariante gewählt, weil wir davon ausgingen, dass man darüber am Besten ins Spiel findet.
Erst nach einer Suche im Internet und dem Studieren mehrerer Videos und Anleitungen wurde mir klar wie das Spiel funktioniert.
Das Spiel soll ab 12 gespielt werden können. Wenn man die Zielgruppe so breit gestaltet, wahrscheinlich um mehr Verkäufe generieren zu können, dann sollte man die Anleitung auch so schreiben, dass Leute in dieser Altersgruppe sie verstehen. Ich habe mir, wie bereits oben erwähnt, das Video der Spieleentwickler mit Herrn Fitzek angesehen, wie sie das Spiel spielen. Selbst daraus konnte ich wenig bis gar nichts mitnehmen und genauso wie es da gespielt wurde wirkt auch die Anleitung. Man merkt deutlich, dass die Spieler bzw. Schreiber die Anleitung bereits verinnerlicht haben und gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass man dieses oder jenes erklären muß, damit es ein Anfänger versteht. Hier entsteht ein unglaubliches Frust-Potenzial und die Anleitung sollte dringend überarbeitet werden. Idealerweise vielleicht auch nochmal mit einem Videolink, wo es dann Schritt für Schritt ausführlich erklärt wird. Gerade dafür, dass das Prinzip des Spiels eigentlich gar nicht so schwer ist, ist die Anleitung extrem schlecht geschrieben und der Einstieg sehr sperrig.
Anleitung: 1/5 Sternen
Kommen wir zum Hauptteil. Spielspaß. Nachdem ich mich durch die Video-Tutorials gekämpft hatte und dann doch irgendwann mal loslegen konnte dachte ich, dass das Spiel es hier vielleicht retten könnte. Ich spiele zwar selten, aber gerne mal ein Brettspiel und bin offen für neue Dinge. Hätte das Spiel hier komplett überzeugt hätte ich wohl insgesamt 4 Sterne vergeben (3,5 gibt es ja nicht). Nach dem Spielen blieb bei mir aber eher ein Gefühl von "und dafür habe ich mich jetzt so lange gequält, um es endlich spielen zu können?". Mir fehlt jeglicher "Wow" Effekt. Schon beim Entwickler Video kann man sehen, dass die hoch angepriesene Kooperation, das Teamwork, sich auf sehr langweilige, immer wieder gleiche, Nachfragen beschränkt. Da ist keine Dynamik. Nichts was das Spiel in irgendeiner Form aufpeppt und spannend macht. Mir war zwar vorher unklar wie man den gemeinsamen Part gestalten würde und ich habe es mir bereits schwierig vorgestellt. Dass es dann aber so dermaßen unkreativ ist, damit hab ich trotzdem nicht gerechnet und das hat mich komplett enttäuscht. Gerade weil ich gehofft hatte, dass es ein wenig in Richtung des bekannten Werwolf bzw. Mafia Spiels geht und eine wirkliche Kommunikation stattfindet. Man fragt seine Mitspieler aber immer nur nach den Karten, die sie auf der Hand haben und das beginnt dann schnell zu langweilen. Schon beim ersten Spiel war es nur ein Gefühl von "nett". Danach die Runden waren dann schon teilweise gelangweilt. Die Spannung ist deutlich zu früh raus und es existiert kaum bis keine Langzeitmotivation.
Mit viel Augen zudrücken würde ich das wie folgt bewerten.
Spielspaß und Langzeitmotivation: 3/5 Sternen.
Der letzte Punkt ist die größte Stärke des Spiels. Die Optik. Die finde ich im Großen und Ganzen gelungen. Die (für mich) innovative Buchform des Spielbretts macht wirklich viel her und ist mal was anderes. Die Karten sind gut gestaltet. Dürften aber ruhig robuster sein. Alles in allem würde ich das optische Komplettpaket als gut bezeichnen. Trotzdem fehlt auch hier etwas wirkliches Überzeugendes. Die Karten sind solide, aber nicht außergewöhnlich. Das Haus sieht toll aus, steht aber nicht richtig. Die Spielfiguren sind enttäuschend hässlich. Hier hätte man, wie bei Monopoly, richtige Figuren kreieren dürfen. Das hätte mehr hergemacht, als die verwendeten einfachen (Holz)Steine. Solide Leistung, aber alles in allem rechtfertigt auch die Optik keine 5 Sterne.
Aussehen: 4/5 Sternen
Fazit: Durch den Namen hatte ich mir sehr viel mehr erhofft. Auch die Preis/ Leistung kann wenig retten. Für 10 - 15 Euro wäre es vertretbar. Für ca. 28 Euro hätte ich mir ein komplexeres Spiel, mit mehr Langzeitmotivation erhofft. 2 Stunden Regeln lesen und Videos studieren, damit man dann pro Runde 15 min spielt und die Lust nach 4-5 Runden für die nächste Zeit gedeckt ist. Macht im Endeffekt für mich ganz persönlich eine Stunde mittelmäßiger Spielspaß, mit viel ärgern vorher und dafür ist das Gesamtpaket einfach deutlich zu teuer. Da habe ich mit den Fitzek Büchern bedeutend mehr Spaß und Unterhaltung.
Wer das Spiel trotzdem kaufen möchte, kann das unter diesem Link tun: Sebastian Fitzek - SafeHouse